In die Tiefe gehen: Konzentration als Schlüsselqualifikation
Viel habe ich schon geschrieben über die Ablenkungen im heutigen Arbeitsleben. Viel höre ich in meinen Seminaren, wie Menschen versuchen dagegen anzukämpfen. Die tägliche Schlacht gegen die dauernden Zerstörer der Konzentration ist eine leidige Aufgabe, die uns in Form von e-Mails, WhatsApp, SMS heimsucht. Sie geht weiter, wenn wir auf dem Weg nach Hause schnell noch durch unsere Facebook, Instagram und Pinterest-Accounts eilen. Immer in der Sorge nichts zu verpassen und auch die Welt da draußen an allem teilhaben zu lassen.
Wer aus diesem Kreislauf aussteigen möchte, der könnte mit “Deep Work” von Cal Newport das Werkzeug zum Umdenken finden. konzentriert arbeiten
Mit Deep Work gezielt Konzentration fördern
Der Autor richtet sich vor allem an Menschen, die geistig anspruchsvolle Aufgaben haben. Damit sind nicht nur Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gemeint. Jeder, der an einer Präsentation tüftelt, eine Tagung vorbereitet, eine App programmiert, einen Kurs konzipiert, einen Artikel oder Blog verfasst, ist damit gemeint.
Da, wo Routine nicht hilft, besser zu werden, sondern neue Ideen geboren werden wollen, brauchen wir Tiefgang. Brauchen unsere Gedanken Raum, um sich entfalten zu können, um mal hierhin mal dorthin zu wandern, um sich zu verlaufen und plötzlich auf andere Gedanken zu treffen. Ping – Sie haben eine neue Mail! konzentriert arbeiten
Use it or loose it
Leider ist es so, dass wir Konzentration verlernen können. Je öfter wir uns ablenken lassen, desto schwerer fällt es uns, uns in etwas zu versenken. Selbst wenn wir dann in einer einsamem Berghütte säßen. Wir müßten erst wieder lernen, uns wirklich zu konzentrieren.
Genau das aber, so Cal Newport, wird sich als die Schlüsselqualifikation erweisen, um in der Informationsgesellschaft bestehen zu können. Dazu werden wir zwei Dinge beherrschen müssen, die nur mit der Fähigkeit zur tiefen Konzentration zu berwerkstelligen sind: konzentriert arbeiten
- Neues schnell verarbeiten und erlernen
- Nützliches von Nutzlosem unterscheiden
Immer mehr Menschen wird bewußt, dass, wer sich immer nur an der Oberfläche bewegt, es nie in die Tiefe schaffen wird. Trotzdem wird vermeintlich leere Zeit schnell zugestopft. Eigene Gedanken haben es da schwer, sich einen Weg zu bahnen.
Gleichzeitig glauben wir, auf alle Unterbrechungen von außen möglichst schnell, am besten auf der Stelle, reagieren zu müssen (vielleicht, weil wir es von anderen auch erwarten?). Das scheint nachvollziehbar. Denn alles, was unsere To-Do-Liste verlängert, löst erstmal Unbehagen aus. Also schnell erledigen, abhaken.
Cal Newport beschreibt wie berühmte Kopfarbeiter der Geschichte dafür sorgten, frei von Ablenkung zu arbeiten: da ist von langen Spaziergängen auf dem englischen Anwesen die Rede, von Landhäusern an Seen oder in Bergen. Das war zu der Zeit, als die meisten Menschen noch vom Handwerk lebten und nicht von dem, was ihre Köpfe hervorbrachten. Wer Kopfarbeit leistete, hatte entweder ein schönes Vermögen im Rücken oder entschied sich bewußt für ein Leben in Armut.
Was können wir also tun, die wir kein Anwesen oder eine schmucke Hütte haben, um uns dorthin zurückzuziehen? konzentriert arbeiten
4 Strategien um sich besser zu konzentrieren
Die Strategien, die Newport zunächst für sich selbst entwickelt hat und seit ein paar Jahren auch mit anderen teilt, sind nicht brandneu. Neu ist, wofür sie eingesetzt werden: nicht um schneller und mehr zu erledigen, sondern um unseren Gedanken mehr Raum zu geben. Nicht um das Kleinklein des Alltags abzuarbeiten, sondern um auch große Ideen zu entwickeln.
1. Feste Zeiten – lang vorausgeplant
Cal Newport plant regelrechte Deep Work Einheiten. Er trägt sie in seinen Kalender ein und sie sind unumstößlich. Diese Termine mit sich selbst, nimmt er genauso wichtig, wie Termine mit anderen. Er sagt sie nicht ab, er bereitet sich darauf vor. Weil ihm diese Termine wichtig sind, plant er sie mindestens vier Wochen voraus. Denn sonst – diese Erfahrung können Sie sicher teilen – ist die nächste Woche schnell voll mit Terminen von außen. konzentriert arbeiten
2. Kein Social Media
Diese Regel ist sicher nicht für alle machbar. Vermutlich sogar für die allerwenigsten. Aber für die geblockte Zeit zumindest sollten alle Social Media Kanäle tabu sein. Das bedarf sicher einiger Übung und auch Überwindung. Gerade, wenn man an einem Problem kaut, ist die Versuchung groß, doch schnell mal…. Aber erinnern Sie sich daran: je öfter Sie der Versuchung erliegen, desto mehr höhlen Sie Ihre Konzentrationsfähigkeit aus. Cal Newport hat dazu einen sehr deutlichen Vergleich gefunden: ein Spitzensportler achtet auf gute Ernährung seines Körpers. Er als Kopfarbeiter achtet auf ein gesundes mentales Leben. Dafür sind eben Abstriche nötig. Hier Fett, Zucker und Zigaretten. Dort Social Media. konzentriert arbeiten
3. Feste Rituale und Platz für Muße
Dieser Punkt gefällt mir besonders gut. Cal Newport hat für verschiedene Aufgaben verschiedene Rituale entwickelt.
- Nimmt er sich vor an einem Kapitel für sein Buch zu schreiben, setzt er sich morgens auf einen ganz bestimmten Stuhl. Danach geht er zum Arbeiten in das immergleiche Café.
- Für seine Arbeit als Computerwissenschaftler sucht er die Stille der Natur, um an wissenschaftlichen Problemen zu tüfteln
- Blogartikel schreibt er abends
Mit diesen Ritualen stimmt er sich auf die vor ihm liegende Aufgabe ein. Ort und Aufgabe sind inzwischen untrennbar verbunden, sodaß nichts anderes “einfach so dazwischen kommt”. konzentriert arbeiten
4. Kein Raum für Unwichtiges
Hier wären wir wieder bei den kleinen To-Dos, die uns den Kopf verstopfen und die wir so schnell wie möglich erledigen. Oft sind das jedoch gerade die Dinge, die für unser eigentliches Ziel total unwichtig sind: eine Liste erstellen; eine allgemeine Mail beantworten; e-Mails abrufen… Natürlich sollten auch diese Aufgaben erledigt werden, aber eben nicht in der geblockten Zeit. Mit etwas Glück, erledigt sich manches davon ohnehin von selbst.
Über den Autor Göran Askeljung
Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING