Wie Sie Ihren Lesern einen Dienst erweisen

Leichter Texte schreiben

Schreiben ist eine Kunst. Verständlich zu schreiben ist eine Kunst, die sich erlernen lässt. In vielen Berufen gehört das Schreiben von Texten ganz automatisch dazu. Geschäftsbriefe, Angebote und Konzepte – die meisten von uns haben durch die Berufspraxis eine gewisse Sicherheit im Schreiben erlangt. Aber nur wenige Unternehmen lassen Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Schreiben schulen. Deshalb weiß man  nie, wie das Geschriebene beim Empfänger ankommt. Ist meine Grundidee gut rübergekommen? Konnten meine Argumente überzeugen? Habe ich meinen Adressaten auf den gleichen Wissenstand gebracht? Mit anderen Worten: wir dilettieren vor uns hin.  Manchen gelingt es besser, manchen weniger gut.

Weil Schreiben gemeinhin als Talent gilt, das man eben hat oder nicht, begnügen sich viele mit dem status quo. Dabei belehren uns Schreib-Kurse eines Besseren: es ist möglich, sich Techniken anzueignen, mit denen einem das Schreiben nicht nur leichter von der Hand geht (vielleicht sogar beginnt Spaß zu machen), sondern auch das ankommt, was wir senden wollten.

Gute Schreibkurse achten nicht nur auf den Autor, sondern legen besonderes Augenmerk auf die Leser. Ein Text, der nur um seiner selbst willen (oder für die Eitelkeit des Autors) geschrieben wird, ist für einen potentiellen Leser völlig uninteressant. Als Autor sollten Sie den Lesern einen Dienst erweisen wollen. leichter texte schreiben

Ziel: Der Bahnhof den die Leser verstehen

Ein großes Mißverständnis im deutschen Sprachraum ist immer noch, dass mit der Komplexität der Sprache die Qualität steigt. Die Leser sollen ehrfürchtig an einem Text kauen, der viele Fremdwörter und noch mehr Kommas enthält. Lange Sätze, verschwurbelte Formulierungen und ein großes Fragezeichen am Satzende.

Wenn Sie auch zu den Vielschreibern gehören, dann wird es Ihnen schon aufgefallen sein: oft geht es einfacher sich kompliziert auszudrücken. Um einen schwierigen Gedanken einfach zu formulieren, muss man sich anstrengen. Viel flotter geht es, die Gedankenwurst aus dem eigenen Kopf auch als Satzwurst aufs Papier zu bringen.

Für einen wirklich wichtigen Text lohnt es sich, Zeit in die Vorbereitung zu investieren. Das kann am Anfang zu aufwändig erscheinen. Vielleicht fehlt Ihnen auch die Geduld und Sie wollen am liebsten sofort mit dem Schreiben loslegen, weil Sie im Kopf schon alles formuliert haben. Aber ich kann Ihnen versichern, es macht sich bezahlt. Sie werden effizienter arbeiten können und Sie können sicher sein, Ihre Botschaft klar vermittelt zu haben.  leichter texte schreiben

Die Arbeit vor dem Schreiben

In der Schule haben Sie es ja vielleicht genauso gelernt. Aber wer nimmt sich im Arbeitsalltag wirklich noch die Zeit, sich auf das Schreiben vorzubereiten? Ich empfehle Ihnen, es einfach mal auszuprobieren. Vielleicht auch am Anfang mit kurzen Texten. Wie bei vielen Dingen, kommt es auch hier auf die Übung an. Wenn Sie erst eine Routine etabliert haben, werden Sie den Ablauf irgendwann gar nicht mehr in Frage stellen.

Die sechs Schritte, die wir in unseren ProWrite®-Seminaren unterrichten, ermöglichen Ihnen den Schreibprozess so zu strukturieren, dass Sie alle wichtigen Aspekte in einer sinnvollen Reihenfolge bearbeiten können. Durch diese Struktur haben Sie genug Raum für das, was das Schreiben letztendlich so lohnenswert macht: das Ausleben unserer kreativen Ader (ALLE Menschen haben eine kreative Ader – reden Sie sich nicht das Gegenteil ein!). Funktioniert übrigens auch bei staubtrockenen Geschäftsbriefen.

  1. Was will ich?
    Diese Frage setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen: an wen richtet sich Ihr Text? Was wollen Sie erreichen? Es würde mich nicht wundern, wenn Sie an diesen Fragen etwas herumtüffteln. Die Antworten sind die Basis für alles Weitere. Also sollten Sie sich Zeit nehmen und wirklich 100%ig mit Ihren Antworten einverstanden sein.
  2. Ideen
    Jetzt kommt der kreative Teil: Sie dürfen kreuz und quer denken, alles aufschreiben, was Ihnen in den Sinn kommt und müssen nur eines unterlassen: zensieren. Jede Idee, sei sie auch noch so schräg, gehört notiert.
    Wer sich damit am Anfang schwertut, sollte einfach dafür sorgen, dass das Gehirn sich entspannen kann. Das kann man ganz leicht erreichen, indem man sich ein paar Minuten einer sehr stupiden Tätigkeit widmet (z.B. einen Text abschreiben).
    Beliebt zum Sammeln von Ideen sind Mind Maps.
  3. Auswählen
    Aus Ihrer Ideensammlung wählen Sie nun aus, was Sie Ihrem Ziel näher bringt. Denken Sie dabei auch wieder an Ihre Leser und Leserinnen. Welchen Wissenstand können Sie voraussetzen? Mit welchen Ideen können Sie Ihren Lesern zeigen, dass Sie ihre Wünsche, Bedenken, Ängste kennen? Mit welchen Ideen können Sie Vertrauen erwecken, mit welchen überraschen? Dosieren Sie entsprechend Ihres Ziels.
  4. Ordnen
    Im vierten Schritt bekommt Ihr Text seine Struktur. Versetzen Sie sich beim Aufbau in Ihre Leser. Wo wird er oder sie vermutlich Ihren Text lesen? Sollten Sie schnell zum Punkt kommen, oder haben die Leser Zeit? Wollen Sie eine schnelle Entscheidungshilfe, oder brauchen sie vielleicht viele Argumente?  leichter texte schreiben

Jetzt erst geht’s ans Schreiben

Erst in den letzten beiden Schritten befassen Sie sich mit dem tatsächlichen Schreiben. Durch die Vorarbeit haben Sie Ihre Gedanken so gut gegliedert, dass Sie sich jetzt ganz auf die Arbeit mit der Sprache konzentrieren können.

5. Formulieren
Achten Sie auf kurze Sätze, kurze Wörter und sinnvolle Absätze. Überlegen Sie, welche Färbung Ihren Texte beleben kann. Humor oder eindrucksvolle Beispiele? Direkte Fragen an die Leser? Ich finde, auch ein sachlicher Text darf unterhaltsam geschrieben sein. Damit zeigen Sie als Autorin oder Autor den Lesern auch etwas von sich und werden nahbar.

6. Redigieren
Bevor Sie Ihren fertigen Text redigieren, sollten Sie mindestens einen Tag vergehen lassen. Wenn wir uns intensiv mit dem Schreiben beschäftigen, kennen wir den Text teilweise fast auswendig und so fallen uns Fehler und Ungereimtheiten nicht auf. Mutige Menschen geben ihr Werk jemandem zum Korrekturlesen. Aber Achtung: machen Sie das nur, wenn Sie auch bereit sind, Ihren Text eventuell nochmal komplett zu überarbeiten.  leichter texte schreiben

Göran Askeljung

Über den Autor Göran Askeljung

Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING