“Nein” sagen heißt aktiv entscheiden

“Ich kann halt nicht ‘Nein’ sagen.” Sicher haben Sie diesen Seufzer auch schon oft gehört. Begleitet wird er meist von einer Mimik und Gestik, die den Urheber als Opfer seiner selbst darstellt: ein schief gelegter Kopf und entschuldigend hochgezogene Schultern. Wer nicht “Nein” sagen kann, ist auf den ersten Blick ein sehr sozialer Mensch. Wo immer jemand gebraucht wird – der Nicht-Nein-Sager übernimmt. Nein sagen

Ich schreibe bewußt “Nicht-Nein-Sager”. Zuerst wollte ich “Ja-Sager” schreiben, weil das flüssiger zu lesen ist. Aber dann habe ich gemerkt, dass das nicht die richtige Formulierung ist. Jemand, der nicht ‘Nein’ sagen kann, sagt eben nicht automatisch “Ja”. Ein bewusstes, gut überlegtes “Ja” hat eine ganz andere Qualität. Wer bewußt zustimmt, eine Aufgabe zu übernehmen, der verhält sich aktiv. Wer immer seufzend übernimmt, was sonst niemand übernehmen will, der gibt Kontrolle über die ureigensten beruflichen Verantwortungen ab:

  • Kernkompetenzen kennen
  • Kernkomptenzen wahrnehmen

Warum Sie manchmal ‘Nein’ sagen sollten

Nein, ich schreibe kein Plädoyer für das “Nein sagen” als Grundhaltung. Aber wenn Sie bemerken, dass Sie öfter Dinge übernehmen, als Ihnen und Ihrer Arbeitsleistung gut tut, dann sollten Sie ruhig mal auf die andere Seite wechseln. Nein sagen

  1. Manche Aufgaben sind gar nicht so wichtig

    Manches, was an uns herangetragen wird, ist eigentlich gar nicht wichtig. Das merkt man spätestens dann, wenn es ewig unerledigt bleibt und das auch noch folgenlos. Gerade per e-Mail schickt man schnell mal eine Arbeitsanweisung oder Bitte raus. “Ach, kannst Du mal eben schnell”. Wenn es “eben” und “schnell” ist – warum macht es der andere dann nicht “eben” und “schnell” selbst? Versuchen Sie es mit den kartesischen Fragen.
    – Was passiert, wenn ich es mache?
    – Was passiert, wenn ich es nicht mache?
    – Was passiert nicht, wenn ich es mache?
    – Was passiert nicht, wenn ich es nicht mache?

  2. Was steckt dahinter?

    Haben Sie sich schonmal gefragt, warum Sie nicht “Nein” sagen können? Haben Sie Angst, sich unbeliebt zu machen? Wollen Sie sich unentbehrlich machen? Glauben Sie, dass es ja sonst niemand macht? Also, gehen wir diese Motive mal durch:
    Angst sich unbeliebt zu machen: Wie ist es denn bei Ihnen? Macht sich bei Ihnen jemand unbeliebt, wenn er oder sie mal eine Aufgabe ablehnt? Natürlich gibt es Punkteabzug auf der sozialen Skala, wenn man nie bereit ist zu helfen und auch mal Aufgaben außer der Reihe zu übernehmen. Aber davon ist man als “Nicht-Nein-Sager” ja meilenweit entfernt. Außerdem möchte ich Sie fragen, warum Sie nicht respektiert sein wollen? Mit der Strategie des “Nicht-Nein-Sagens” klappt das mit der Beliebtheit vielleicht sogar, aber der Respekt Ihrer Kolleginnen und Kollegen bleibt auf der Strecke. Gerade Frauen sollten sich das vor Augen halten und nicht in die Helfer-Falle tappen.

    Wollen Sie sich unentbehrlich machen? Vielleicht klappt das sogar, aber der Preis dafür ist sehr hoch. Dazu später noch. Sie senden außerdem ein ganz fatales Signal aus: “Der X, die Y haben ja anscheinend sonst nichts zu tun.” Während Sie also in Arbeit ertrinken, denkt Ihr Umfeld, dass Sie Däumchen drehen.

    Es macht ja sonst niemand: Na klar macht es sonst niemand. Sie machen es ja immer. Eventuell ist es sogar schon so weit, dass Sie in Besprechungen schon direkt angesehen werden, bei der Frage “Wer würde das denn übernehmen?” Vielleicht wird sogar Ihr Namen schon genannt. Dann sollten Sie auf jeden Fall die Reißleine ziehen und das “Nein-Sagen” üben. Nein sagen

  3. Ihre Arbeit bleibt liegen

    Die ewigen Helfer tendieren manchmal dazu, die Aufgaben der anderen ernster zu nehmen, als die eigenen Kernaufgaben. Das macht weder die Vorgesetzten, noch das Unternehmen froh. Im Grunde leiden auch die Kollegen, weil die dann in der Folge ihre eigenen Aufgaben nicht erledigen können. Statt dessen müssen sie immer wieder nachfragen. Damit fühlt sich auf Dauer niemand wohl. Nein sagen

Die besten Tipps, die Ihnen helfen “Nein” zu sagen, lesen Sie im nächsten Artikel.

Zum Schluß noch ein sehr amüsantes Video zum Thema von Kristina Kuzmic.

 

 

 

 

 

Sagen Sie als erste Nein – warten sie nicht, bis alle anderen es schon getan haben.

Göran Askeljung

Über den Autor Göran Askeljung

Prof. (op) Göran Askeljung – BcEE, ist Business Trainer bei askeljung.com und Geschäftsführer und Senior Trainer bei immediate effects. Seit 2016 ist Göran Askeljung auch Certified Facilitator und Associate von Consensus in NY, und leitet Consensus Austria und Germany. Als Professor of Practise (op) am Georgian School of Management (GSOM) leitet er das Institut für Sales and Negotiations. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). Göran ist auch als Trainer, Coach und Consultant für Consensus Group (NY, US), The Forum Corporation (UK), eBda (Fr) undNapier Training Associates (UK) tätig. Er ist zertifiziert im Solution Selling® von der SPI University in USA. Seine Arbeit umfasste Tätigkeiten als Trainer und Coach für Produktivität, Verkauf, Vertriebsmanagement, Key-Account Management, Lösungsvertrieb, Verhandlungstaktik, Verhandlungsführung, Rhetorik und Präsentationen. Göran wurde 1967 in Schweden geboren und lebt seit 1990 in Wien. Er spricht fließend Deutsch, Englisch und Schwedisch. Lebenslauf und Werdegang: Oxford Encyclopedia | LinkedIn | XING